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04.11.2016

Fesselnde Fortbildung

Rund 200 Feuerwehrfunktionäre aus Niederösterreich folgten der Einladung von Landesbranddirektor Dietmar Fahrafellner zur Fortbildung der Bezirks- und Abschnittsfeuerwehrkommanden.

Hochkarätige Vortragende wie Meinungsforscher Dr. Peter Hajek, IT-Spezialist Gerhard Mayer, die Einsatzleiter des Zugunglücks inBad Aibling, Wolfram Höfler und Richard Schrank sowie General Franz Lang und Psychologe Dr. Georg Fraberger fesselten die Funktionäre mit interessanten Themen. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Dr. Peter Hajek

„Menschen für die Feuerwehr gewinnen“

Den Anfang machte Politikwissenschaftler und Meinungsforscher Dr. Peter Hajek, der über eine Umfrage referierte, die im Jahr 2012 vom NÖ Landesfeuerwehrverband in Auftrag gegeben wurde. Bei dieser Umfrage wurden 1000 Personen befragt, welches Bild sie von der Freiwilligen Feuerwehr haben. Einhelliger Tenor: hilfsbereit, sympathisch, wichtig für Allgemeinheit, solidarisch und Gemeinschaft. Einziges Problem: eine Mitarbeit bei der Feuerwehr ist sehr zeitaufwendig.

Gerhard Mayer

Sicherheit im Internet

Im Anschluss gab der IT-Security-Profi Gerhard Mayer den anwesenden Funktionären Einblick in das Thema „Sicherheit im Internet“. Dabei erklärte Mayer, dass Sicherheit keine Frage der Intelligenz, sondern eine Frage von Training und Aufmerksamkeit ist. „Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der sich laufend verändert“, so Mayer. Der IT-Experte machte darauf aufmerksam, dass man mehrere Passwörter verwenden und sehr aufmerksam mit externen Speichermedien umgehen solle. „60 Prozent der Leute machen sich keine Gedanken darüber, ob auf USB-Sticks eventuell Virenprogramme gespeichert sein könnten“, gab Mayer zu bedenken.

Wolfram Höfler und Richard Schrank

Zugunglück Bad Aibling

Der Einsatzleiter der Feuerwehr Bad Aibling, Wolfram Höfler und Kreisbrandrat Richard Schrank arbeiteten das Zugsunglück auf, welches sich bei Bad Aibling ereignete. Damals kollidierten zwei Züge zwischen Bad Aibling und Kolbermoor. Da die Anfahrt zur Unglücksstelle nur über Feldwege führte, mussten Rettungsgeräte und Stromerzeuger teils händisch über einen Kilometer getragen werden. Die Einsatzkräfte fanden ein unglaubliches Schadensszenario an der Unglücksstelle vor. In Abstimmung mit dem Rettungsdienst und der Polizei wurde versucht, die Verletzten aus den deformierten Zügen zu retten. Die Rettungsarbeiten dauerten etwas über drei Stunden an, bis schlussendlich alle eingeschlossenen Menschen befreit waren. Problematisch waren die hochfesten Materialen, die in den Zügen verbaut waren. Trotz modernster Rettungsgeräte musste man sich kleinweise zu den Eingeklemmten vorarbeiten. Bei diesem schrecklichen Zugunglück wurden 12 Tote und 94 Verletzte beklagt, insgesamt waren 270 Feuerwehrmitglieder mit 79 Fahrzeugen im Einsatz.

General Franz Lang

Brandkatastrophe in Kaprun

General Franz Lang berichtete über die Brandkatastrophe in Kaprun, die sich am 11. November 2000 ereignete. Eine Bahn, besetzt mit über 160 Menschen, geriet in dem drei Kilometer langen Stollen in Brand. Die Ursache war ein überhitzter Heizlüfter, der Hydrauliköl in Brand setzte. An Bord der Bahn waren rund 160 Menschen. 12 konnten talwärts durch den Stollen ins Freie flüchten. Alle anderen kamen in der Bahn oder auf dem Weg nach oben ums Leben. Die physische Belastung der Feuerwehrmitglieder, die mit Atemschutzgeräten in den Stollen einstiegen, war enorm. Der Weg zur Brandstelle führte lediglich über eine schmale Aluminiumtreppe. Insgesamt waren730 Feuerwehrmitglieder bei diesem Unglück im Einsatz, der etwa 1,5 Tage andauert. Während der Arbeiten der Feuerwehrkräfte gingen Tausende Anrufe von Angehörigen und Menschen bei der Polizei ein. „Wir haben versucht die Presseanfragen in geregelte Bahnen zu lenken. Die Medien machten enormen Druck, um zu erfahren, wie viele Menschen bei dem Unglück ums Leben kamen und wie es zu dieser Katastrophe kam“, so General Franz Lang. 100 Mitarbeiter der Polizei arbeiteten rund um die Uhr, um die Leichen zu bergen und in weiterer Folge zu identifizieren. „Die Opfersuche gestaltete sich schwierig, da die Opfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren und es keine Passagierlisten gab“, erklärte Lang. Nach diesem Einsatz mussten 60 Polizeibeamte psychologisch betreut, zwei mussten in Vorruhestand geschickt werden. General Lang musste mehrere Verfahren über sich ergehen lassen und sein Handeln vor Gericht erklären. Alle Anklagen gegen ihn wurden fallen gelassen.

Dr. Georg Fraberger

Psychologe und Autor

Der bekannte Autor und Psychologe sprach über die Wechselwirkung von Gefühlen und Denken. „Der Mensch ist ein soziales Wesen, der sich von seinen Gefühlen und seinem Kopf leiten lässt.“ Fraberger betonte konkret, dass man sich über seine Gefühle Gedanken machen und diese ernst nehmen solle: „Die Sprache des Körpers sind die Glücks- oder Stresshormone. Wir müssen erst mühsam lernen, wie wir fühlen.“ Was der Psychologe abschließend den gebannten Zuhörern mitgab: „Stehe zu deiner eigenen Person und betrachte das Leben als Geschenk.“